Sparen ja – aber bitte vernünftig!

Meine Meinung zum Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II / © Zofinger Tagblatt vom 26. August 2016, Seite 29.

Sparen ja – aber nicht bei mir! Mit diesem Motto lassen sich die Diskussionen um das neue Standort- und Raumkonzept für die Sekundarstufe II zusammenfassen. Doch die mit dem Konzept verbundenen strategischen Zielsetzungen können damit nicht erreicht werden: erstens eine gleichmässigere und ingesamt höhere Auslastung des Schulraums; zweitens eine Verteilung der Berufe auf die Berufsfachschulen, welche die Bildung von Kompetenzzentren fördert; und drittens eine Reorganisation der Berufsfachschulen, welche den Bedürfnissen der Regionen Rechnung trägt.

Dabei darf es angesichts der angespannten finanziellen Rahmenbedingungen und der überproportional steigenden Bildungsausgaben kein Tabu sein, auch in diesem Bereich zu optimimieren und zu sparen. Aber man muss besonders gut hinschauen. Schliesslich geht es um unsere wichtigste Ressource und damit auch um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und die Sicherung unseres Wohlstandes.

Der Schulvorstand der Berufs- und Weiterbildung Zofingen (BWZ) hat seine Hausaufgaben gemacht, gut hingeschaut und in der Anhörung Hand geboten, um die gesteckten Ziele gemeinsam zu erreichen – unter der Bedingung, dass die Wirtschaftsmittelschule (WMS) an die Kantonsschule Zofingen verschoben und der Maschinenbau an der Berufsfachschule gestärkt wird, damit der vorgesehene, schmerzliche Verlust der kaufmännischen Grundausbildung (KV) angemessen kompensiert werden kann.

Diese Verknüpfung nach dem Grundsatz Quid pro quo (lat.: dieses für das) ist darauf zurückzuführen, dass die kaufmännische Berufsmatur und das integrative Modell der technischen Berufsmatur im Maschinenbau die Flaggschiffe der BW Zofingen sind. Für die Stärkung des Maschinenbaus sprechen ausserdem die Präsenz von grossen, international tätigen Industrieunternehmen in der Region sowie die teure Infrastruktur mit modernsten Steuerungs- und Fertigungsrobotern vor Ort.

Die kooperative Haltung der BW Zofingen wird in der Spieltheorie auch als «Tit for Tat» bezeichnet und setzt voraus, dass die anderen Akteure «mitspielen». Dies ist in der aktuellen Debatte offensichtlich nicht der Fall. Schlimmer noch: Die Kommission Bildung, Kultur und Sport des Grossen Rates beantragt, dass von den sieben KV-Schulen lediglich jene in Zofingen geschlossen werden soll. Zudem soll die WMS nicht wie geplant nach Zofingen verschoben werden, sondern weiterhin in Aarau verbleiben. Folglich hätte der Standort Zofingen keine Ausbildung mehr im Wirtschaftsbereich, was im so genannten Kanton der Regionen nicht hinnehmbar ist – Opfersymmetrie als Stichwort.

Vor diesem Hintergrund ist die BW Zofingen nicht bereit, auf das KV zu verzichten oder den drohenden Verlust des Maschinenbaus und folglich auch der Berufsmaturität zu akzeptieren. Diese Meinung vertritt ebenfalls der Verband Wirtschaft Region Zofingen (WRZ), der sich vehement für den Verbleib in Zofingen eingesetzt hat und weiter einsetzen wird.

Hinzu kommt die Tatsache, dass die angestrebten Ziele bezüglich Schulraumauslastung, Förderung von Kompetenzzentren und Berücksichtigung von regionalen Bedürfnissen in der laufenden öffentlichen und politischen Diskussion nicht mehr sichtbar sind. Dadurch wird das gesamte Konzept überflüssig. Konsequenterweise ist an der kommenden Grossratssitzung gar nicht darauf einzutreten. Oder in Anlehnung an die Spieltheorie: Ohne Kooperation bleibt es beim Status quo, das heisst Nichteintreten.

Dominik Gresch ist Stadtrat und Vizepräsident des Schulvorstandes der Berufsfachschule Zofingen.

 

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