«Das Kreuz mit dem Kreuz.»

Grusswort zum Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag vom 16. September 2018 / Es gilt das gesprochene Wort.

«Das Kreuz mit dem Kreuz.»

Liebe Anwesende aus den Kirchen der Ökumene, geschätzte Damen und Herren! So lautet das Motto zum heutigen eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag. Und weil es sich dabei um einen staatlichen Feiertag handelt, darf ich Ihnen seitens Politik einmal mehr ein kurzes Grusswort zum Thema überbringen.

Als Stadtrat bin ich eher nicht geeignet, um über die Bedeutung des Kreuzes im Christentum und in der Kirche zu referieren. Da sind andere kompetenter aufgestellt als ich. Wie jedes Jahr versuche ich naheliegenderweise, einen Bezug zur politischen Dimension herzustellen. Das ist in diesem Fall aufgrund der Trennung von Religion und Staat aber gar nicht so einfach.

Beim Kreuz kommt einem natürlich als Erstes das Schweizer Kreuz in unserem Nationalwappen in den Sinn. Wobei die Schweiz bei weitem nicht das einzige Land ist mit einem Kreuz auf der Flagge. Auch nicht auf die Schweiz begrenzt ist die gelegentlich aufkommende Diskussion, ob ein Kreuz bzw. Kruzifix zu einem öffentlichen Ort gehört – beispielsweise in ein Schulzimmer oder auf eine Bergspitze.

Unabhängig davon fällt auf, dass das Kreuz auch in unserer Sprache eine Rolle spielt. So lassen sich entsprechende Redewendungen ohne Weiteres auch auf politische Situationen übertragen:

  • So kann es vorkommen, dass sich die Regierung eines Landes, eines Kantons oder auch einer Stadt in einer Angelegenheit verrennt, kreuzfalsch entscheidet und dann ihr Kreuz zu tragen hat.
  • Oder mindestens zwei Parteien oder Fronten liegen sich bei der parlamentarischen Beratung einer wichtigen Vorlage über Kreuz.
  • Manchmal werden auch entgegen dem Grundsatz der Einheit der Materie kreuz und quer Themen verbunden und zu sogenannte «Päckli» geschnürt. Und die andere Seite hat dann den Eindruck, man wolle sie aufs Kreuz legen.

Mal abgesehen von diesen generellen Überlegungen habe ich auch mein ganz persönliches Kreuz mit dem Kreuz. Und zwar ist mir gesagt worden, mein Rücken sei zu gerade. Das tönt für einen Politiker punkto Gradlinigkeit und Rückgrat grundsätzlich nicht schlecht. Hat aber den Nachteil, dass es im Kreuz zu Spannungen kommen kann.

Geschätzte Anwesende! Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen allen im Namen des Stadtrates einen besinnlichen Dank-, Buss- und Bettag. Und passen Sie auf Ihren Rücken auf!

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